Rene Schulte (30) hat seinen Titel beim Schlierseer Sixtus-Cup verteidigt. Bei der 68. Auflage dieses Traditionsturniers setzte sich der Konstanzer Tennistrainer in einem der besten Endspiele der letzten 15 Jahre mit 6:7, 7:6, 6:4 gegen den Münchner Hannes Wagner (24) nach etwas mehr als zwei Stunden und drohenden Regenwolken über der Anlage durch. Bei den Frauen war Lara Schmidt (19) beim 6:1, 6:3 über Anja Wildgruber (17) eine Klasse für sich. Beide schauten sich dann auch gemeinsam das Finale der Männer an. Wobei die Nürnbergerin Lara Schmid sich noch Stunden später wie ein Schnitzl über ihren Erfolg freute. Denn nach langen, erfolglosen Monaten gepaart mit Verletzungspech, kam dieser Sieg gerade recht. Die lebhafte Fränkin überglücklich: „Das gibt Selbstvertrauen für die kommende Woche.“ Schließlich hat sie für das 25 000-Dollar-Turnier in Bad Saulgau eine Wildcard von DTB-Chefin Barbara Rittner bekommen. Anja Wildgruber macht‘s eine Nummer kleiner, sie spielt in Meitingen.
Freilich: diesmal stahlen die Männer den Frauen die Show. Die proppenvolle Zuschauertribüne mit mehr als 300 Tennis-Fans war ob der knallharten Ballwechsel völlig aus dem Häuschen. Denn dass Hannes Wagner, der für Schießgraben Augsburg spielt, Schulte so Paroli würde bieten können, hatte man nicht erwartet. Die Anreise des Studenten für Sportmanagement zum Finale war nämlich ein kleines Abenteuer für sich. Schließlich war die Autobahn auf dem Weg nach Schliersee nach einem schweren Unfall bei Holzkirchen total gesperrt. Mit eineinhalb Stunden Verspätung kam Wagner auf die Anlage, nachdem er die Gegenfahrbahn der Autobahn zu Fuß überquert und bei einem Freund in dessen Auto gestiegen war.
Für den späteren Sieger Schulte war es indessen keine Option, auf einen kampflosen Sieg, der ihm den Regeln nach zugestanden hätte, zu pochen. „Das war keine Sekunde lang eine Überlegung. Ich habe ihm noch per SMS mitgeteilt, dass er sich bloß keinen Kopf machen soll“, erzählte der Mann vom Bodensee, der ab Oktober in Singen seine eigene Tennisschule betreiben wird. Für seine Fairness bekam Schulte noch ein Extralob von Mama Wagner. Ihr Sohn freilich hatte den Schock am Morgen mit bemerkenswerter Gelassenheit überstanden. Schulte bewundernd: „Respekt, wie er das ganze verdaut hat.“ Beide zogen übrigens zur Siegerehrung Lederhosen an, wobei der Gewinner feststellte: „Ist schon irgendwie gewöhnungsbedürftig.“
Die Frauen-Konkurrenz hatte insgesamt freilich auch eine ganze Menge zu bieten. Franzi König (29) und Alia Lex (16) lieferten sich ein Marathonmatch über fast drei Stunden im Viertelfinale, anschließend trat der Teenager aus Zwiesel zum Halbfinale nicht mehr an. Denn nach dem Erfolg über König hatte die Familie Lex die Anlage verlassen, weil sich der kleine Bruder der Alia eine Glasscherbe in den Fuß trat und war nach Bad Tölz ins Hotel gefahren. In der Annahme, dass wegen Regens nicht mehr gespielt werden könnte. Doch nach zwei Stunden Pause ging es weiter, Alia Lex musste gestrichen werden und Lara Schmidt kam kampflos ins Endspiel, das sie dann auch gewann. „Das war sicher kein Nachteil für mich.“
Fest steht nach den tollen Tennistagen in Schliersee, dass der Wettergott ein Tennis-Fan sein muss. Denn die Endspiele und Siegerehrungen waren gerade vorbei, da öffnete der Himmel seine Schleusen. Es wäre aber auch zu schade gewesen, wenn die Männer nicht mehr hätten spielen können…
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